Jahrestagung FG Wissenschaftskommunikation und Journalistik/Journalismusforschung vom 20. bis 22. September in Passau
Vortrag „Forschungsethisches Handeln und Vertrauen in die Wissenschaft? Gruppendiskussionen mit wissenschaftlichen Laien“
Eva-Maria Roehse und Prof. Dr. Wiebke Möhring vom IJ stellen gemeinsam mit ihren Kolleginnen aus dem FeKoM-Projekt Prof. Dr. Daniela Schlütz und Dr. Arne Freya Zillich (beide Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF) sowie Dr. Elena Link (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) Ergebnisse aus Gruppendiskussionen vor zu der Frage, wie sich forschungsethisches Handeln auf die wahrgenommene Vertrauenswürdigkeit von Forschenden durch wissenschaftliche Laien auswirkt.
Zur Beantwortung dieser Frage wurden drei leitfadengestützte Gruppendiskussionen mit 19 wissenschaftlichen Laien (je sechs bis sieben pro Gruppendiskussion) im Juni 2022 durchgeführt. Diskutiert wurde über Berührungspunkte mit wissenschaftlicher Forschung, Erwartungen an die Eigenschaften vertrauenswürdiger Forschenden und an eine gute wissenschaftliche Praxis bei wissenschaftlichen Studien. Die Auswertung der Gruppendiskussionen zeigt unter anderem, dass die Teilnehmenden unter dem Begriff der wissenschaftlichen Forschung verstärkt bestimmte Themenfelder (v. a. Medizin, Gesundheit, Technik) assoziieren und dabei zwischen Industrieforschung (Praxis) und universitärer Forschung (Theorie) unterscheiden. Zudem verbinden sie mit wissenschaftlicher Forschung, dass bestimmte (Hypo-)Thesen bestätigt werden sollen und die Forschung daher von Vornherein in eine bestimmte Richtung gelenkt wird. Als zentrale Eigenschaften vertrauenswürdiger Forschender wurden Kompetenz und Professionalität genannt; gerechtes Handeln wurde hingehen als weniger relevant für die Vertrauenswürdigkeit beurteilt.
Vortrag „Reflexives Meta-Wissen über Wissenschaft und das Wissenschaftsverständnis von Wissenschaftsjournalist:innen“
In einer zunehmend fragmentierten Medienlandschaft stellt die Thematisierung wissenschaftlicher Prozesse und Rahmenbedingungen eine Chance für den Wissenschaftsjournalismus dar, das Vertrauen in wissenschaftsjournalistische Akteure und in "die Wissenschaft" als Ganzes zu stärken. Ein solcher Wissenschaftsjournalismus geht notwendigerweise über die reine Kommunikation von abgeschlossenen wissenschaftlichen Ergebnissen hinaus und thematisiert auch den wissenschaftlichen Erkenntnisprozess, seine (disziplinspezifischen) Methoden sowie Institutionen und soziale Kontexte. Das Rhine Ruhr Center for Science Communication Research (RRC), an dem auch der Lehrstuhl Wissenschaftsjournalismus beteiligt ist, hat vor diesem Hintergrund die Wissenschaftsverständnisse von Wissenschaftsjournalist:innen untersucht. Fast 30 Journalist:innen nahmen an den zugrundeliegenden Online-Befragungen und Fokusgruppendiskussionen teil, die das Team im Nachgang mit inhaltsanalytischen Verfahren auswertete. Die zentralen Auswertungsergebnisse deuteten auf ein generell hohes Reflexionsniveau in Bezug auf wissenschaftliches "Meta-Wissen" unter den Wissenschaftsjournalist:innen hin. Die Befragten zeigten einerseits ein großes generelles Vertrauen in wissenschaftliche Institutionen und Prozesse, betonten jedoch andererseits den Wert von journalistischer Kritik zugunsten von Qualitätsverbesserungen. Die Journalist:innen schätzten außerdem Natur- und Lebenswissenschaften sowie Sozial- und Geisteswissenschaften als unterschiedlich objektiv ein. Prof. Holger Wormer und Tobias Kreutzer vom Lehrstuhl Wissenschaftsjournalismus werden methodische Details und vorläufige Ergebnisse der Auswertungen stellvertretend für das gesamte RRC-Team in Passau präsentieren.
Jahrestagung der FG Methoden vom 27. bis 29. September in Potsdam
Vortrag „Zwischen Vertrauen und Wissen: Eine experimentelle Studie zur Wirkung unterschiedlicher visueller Darstellung von informierten Einwilligungen“
Eva-Maria Roehse und Prof. Dr. Wiebke Möhring vom IJ stellen gemeinsam mit ihren Kolleginnen aus dem FeKoM-Projekt Prof. Dr. Daniela Schlütz und Dr. Arne Freya Zillich (beide Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF) sowie Dr. Elena Link (Johannes Gutenberg-Universität Mainz) Ergebnisse eines Onlineexperimentes vor zur Wahrnehmung und Wirkung von unterschiedlichen visuellen Darstellungen von Einwilligungserklärungen in Onlinebefragungen auf das Verständnis und die Informiertheit der Teilnehmenden.
Zu Beginn der Studie wurden die Teilnehmenden zufällig auf eine von drei Experimentalgruppen (EG1, EG2, EG3) aufgeteilt. EG1 erhielt die Einwilligungserklärung als eine sogenannte Akkordeon-Fassung mit 11 Rubriken (z.B. „Wie werden Freiwilligkeit und Anonymität in der Studie berücksichtigt?“), die beim Anklicken zusätzliche Informationen darboten. EG2 erhielt eine Fließtextfassung der Einwilligungserklärung, in der die 11 Rubriken und ihre dazugehörigen Informationen untereinander aufgeführt waren. EG3 erhielt eine Kurzfassung, die drei zentrale Rubriken umfasste und die zusätzlich durch jeweils ein Icon visualisiert wurden. Die Ergebnisse zeigen keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich der wahrgenommenen Informiertheit oder des Verständnisses im Vergleich der verschiedenen Formen der visuellen Darstellung.
Vortrag „Social-Media-Daten als Grundlage der Inhaltsanalyse – Die Sicht der Nutzenden als forschungsethische Herausforderung“
Auf der gleichen Tagung präsentiert IJ-Mitarbeiterin Eva-Maria Roehse einen Vortrag zu der Frage, wie Social-Media-Nutzende die Verwendung ihrer Daten für wissenschaftliche Forschungszwecke beurteilen.
Zur Beantwortung dieser Frage wurde eine Onlinebefragung (N = 626) mit Social-Media-Nutzenden über das SoSci Panel durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass sich, anders als in bisherigen Studien, die Mehrheit der Teilnehmenden darüber bewusst war, dass Forschende Social-Media-Daten für ihre Untersuchungen verwenden. Nur wenige waren der Meinung, dass dies nie oder nur selten passiert. Allerdings glaubte circa die Hälfte der Befragten, dass Forschende die Daten nicht ohne die Zustimmung der Nutzenden sammeln dürfen. Hier zeigte sich auch ein Unterschied zwischen den Plattformen. Twitter (jetzt X)-Nutzende stimmten beispielsweise deutlich häufiger dafür, dass die Daten ohne Zustimmung genutzt werden dürfen, wohingegen die Mehrheit der Facebook- und Instagram-Nutzenden vom Gegenteil überzeugt war. Im Rahmen der kontextuellen Faktoren zeigte sich besonders bei der Art der Daten eine Auswirkung auf das Einverständnis: Die Befragten fühlten sich z.B. wohler mit der Analyse ihrer Kommentare unter journalistischen Artikeln als mit der Analyse von Kommentaren, die sie unter dem Beitrag einer ihnen persönlich bekannten Person geschrieben haben.
Workshop „Forschungsethik in der Lehre. Ein Blick auf Integrationsmöglichkeiten und didaktische Tools“
Das FeKoM-Team bietet auf der Tagung zusätzlich auch einen Workshop an. Das Format bietet eine Einführung in die verschiedenen Möglichkeiten, das Thema Forschungsethik in die eigene Lehre zu integrieren und Lehrmaterialien in Vorlesungen und/oder Seminaren einzusetzen. Die Teilnehmenden werden selbst verschiedene Übungen und didaktische Tools für die Lehre ausprobieren und evaluieren. So können sie zum Bespiel eine eigene Schaden-Nutzen-Abwägung anhand verschiedener Szenarien durchführen oder das Dilemma Game testen.
Der Workshop richtet sich sowohl an Forschende, die eher am Anfang ihrer Lehrtätigkeit stehen, aber auch an erfahrene Lehrende, die am Thema interessiert oder vielleicht schon eigene Lehrerfahrungen zu dem Thema mit einbringen können.